Die Arbeit mit dem Pferd geschieht vom Boden aus in ruhiger und entspannter Atmosphäre. Vorzugsweise mit der gesamten Pferdeherde auf dem Paddock in freier Natur.
Reit- und Pferdekenntnisse sind nicht erforderlich.
Unser Konzept verzichtet bewusst auf ein „überladen“ mit Tools und Informationen, denn es erscheint uns wichtig, den Soldaten, Veteranen und deren Angehörigen zunächst unbeeindruckt von theoretischen Konzepten in die direkte Begegnung mit dem Pferd zu bringen. Erleben und Erfahren wird durch Sinneserlebnisse möglich - der Soldat spürt die Wärme des Pferdekörpers, er hört das Wiehern des Pferdes, er riecht das Pferd und die Wiese und er fühlt den kühlen Wind etc.
Unserer Erfahrung nach werden so die Themen schneller bewusst und können effektiver im Prozess gelöst werden.
Durch den direkten Kontakt mit dem Pferd und der Herde, ist die Unmittelbarkeit des Momentes gegeben. Belastende Situationen dürfen sich ganz im individuellen Rhythmus des Betroffenen zeigen, bekommen Raum um wahrgenommen zu werden und können dann verändert werden.
In der Arbeit mit dem Pferd werden in Ihnen Themen auftauchen, die Sie aus Ihrem, Berufsalltag als SoldatIn, dem Einsatzgeschehen oder aus familiär schwierige Situationen nach dem Erlebten im Einsatz bereits kennen. Das Pferd als Medium trägt mit seiner Fähigkeit uns zu spiegeln und mit uns in Resonanz zu gehen dazu bei, dass diese Themen an die Oberfläche gelangen und sichtbar werden.
Die theoretische Grundlage für oben genanntes finden Sie in Forschungsarbeiten der Psychoneuroimmunologie unter anderem bei Joachim Bauer et al., Freiburg.
Im weiteren Verlauf der Arbeit werden wir als Team, Pferd, PferdetrainerIn und TherapeutIn dich darin unterstützen, DEINEN WEG der ressourcenorientierten Lösung zu finden.
Raymond Scurfield (2006), Sozialarbeiter und Veteran aus dem Vietnam Krieg hat folgende Überlebensstrategien aus Kriegseinsaätzen herausgearbeitet:
Diese Strategien und Erfahrungen können Soldaten während des Einsatzgeschehens dabei helfen mit dem Erlebten umzugehen.
Zurück im zivilen Leben kann es für die Soldaten hilfreich sein, diese Strategien, welche sie in den Krisengebieten für sich etabliert haben, in Strategien für das zivile Leben umzuwandeln.
Soldaten haben besondere Fähigkeiten in den Kampfeinsätzen zurecht zu kommen und zu überleben. Das bewusst zu machen, kann dem Soldaten im therapeutischen Prozess unterstützend helfen.
Im Prozess der Verarbeitung kann es hilfreich sein, mit dem Soldaten an der Bewußtwerdung des Traumas zu arbeiten, was den inneren Druck des „ funktionieren müssen“ nimmt. Der Soldat kann und muss das Erlebte nicht mehr Leugnen und kann so eine größere Akzeptanz für sich und seine momentane Situation entwickeln.
Scurfield, 2006
Die oben genannten Eigenschaften können sehr gut in der Pferdegestützten Therapie zum tragen kommen. Soldaten, Veteranen und Angehörigen haben in Einzel oder Gruppensettings haben die Möglichkeit Aspekte der Erwartungen und Zielvorstellungen anzusehen.
Die Arbeit mit den Pferden kreiert einen Raum in dem sich die Einzelnen oder Gruppenmitglieder einander zeigen können. Neue, kreative Lösungen etablieren sich und alte Glaubenssätze werden neu überprüft. Die Fähigkeit, einander zuzumuten, miteinander in eine offen Kommunikation zu kommen und miteinander das Problem zu lösen, erweckt ungeahnte Potentiale und eröffnet neue Sichtweisen.
Alle Aktivitäten mit den Pferde beinhalten ein großes Potential von Kreativität und Problemlösungsstrategien für die Betroffenen.
Das direkte Feedback der Pferde, eröffnet den Betroffenen sofort die Möglichkeit einer Bekräftigung oder Korrektur des eigenen Handelns.
Pferde helfen im therapeutischen Prozess, neue Wege zu finden um mit Angst umzugehen, klarer zu kommunizieren, Trauer loszulassen, Vertrauen aufzubauen und ein Gefühl für sich selbst zu entwickeln. Die Selbstwahrnehmung wird mit Hilfe der Pferde erfahrbar und kommt bewusst zum tragen. Betroffene Soldaten berichten, das im Verlauf der Pferdegstützten Therapie sowohl die Häufigkeit als auch die Intensität von Flashbacks und Triggern abnimmt.
Gleichzeitig werden von den Betroffenen wieder lebensbejahende und zukunftsorientierte Perspektiven entwickelt.